Beste Vorgehensweisen zum Prüfen von Faserendflächen: Inspect Before You Connect (IBYC)
Beste Vorgehensweisen für Glasfaser-Techniker
Verschmutzte Steckverbinder gelten als die Hauptursache für Störungen in optischen Netzen. Obgleich die Normierungsgremien wesentliche Abnahmekriterien für die Qualität und Sauberkeit der Faserendflächen in Steckverbindern definiert haben, wissen viele Techniker nicht, wie sie die damit verbundenen besten Vorgehensweisen umsetzen sollen. Ohne die richtigen Fasertester ist es schwer und zeitaufwändig, diese Kriterien und Spezifikationen einzuhalten.
Ein winziges Partikel im Steckverbinder kann bereits eine erhebliche Einfügedämpfung und Rückreflexion und sogar Geräteschäden verursachen. In unserem Whitepaper erfahren Sie mehr über das Zertifizieren von Glasfasern und die proaktive INSPECT-BEFORE-YOU-CONNECT-Faserprüfung von VIAVI, um sicherzustellen, dass die Faserendflächen vor dem Stecken der Verbinder wirklich sauber sind. Hinweise zum Testen von MPO-Verbindern erhalten Sie hier.
Am Ende dieser Seite finden Sie weitere Informationen zu den branchenführenden Glasfasertestern und der verfügbaren Literatur.
Warum müssen Glasfasern getestet werden?
Optische Netze bieten eine beispiellose Datenrate und Bandbreite, um die stetig wachsende Nachfrage nach immer schnelleren Kommunikationsnetzen zu erfüllen. Heute ist die Mehrzahl der weltweiten Datenübertragung von der Glasfaser als zuverlässigem Highspeed-Übertragungsmedium abhängig.
Glasfasern bieten den Vorteil, dass über große Entfernungen ein nur geringer Leistungsverlust auftritt. Allerdings können an den Abschluss- und Zugangspunkten des optischen Netzes unvorhersehbare Dämpfungsereignisse eintreten, die diesen kritischen Dienst unterbrechen. Daher sind Glasfasertester, die eine Vielzahl unterschiedlicher Prüf- und Messmethoden nutzen, für jeden Techniker unverzichtbar. US-amerikanische und internationale Normen beschreiben diese besten Vorgehensweisen zum Testen von Glasfasern, auf deren Grundlage vielseitige optische Tester entwickelt wurden.
Glasfasern mit einer Taschenlampe testen?
Ein einfaches Hilfsmittel zum Prüfen von Glasfasern ist der Tracer. Vom Aussehen ähnelt er einer Taschenlampe, ist jedoch mit einer LED oder einer Glühlampe geringer Leistung ausgestattet. Mit dem Tracer kann der Techniker den optischen Pfad, einschließlich der Steckverbindungen, auf Unterbrechungen prüfen und Faserbrüche erkennen.
Hierfür wird er einfach an ein Ende der Glasfaser angeschlossen und kontrolliert, ob das eingespeiste Licht am anderen Faserende austritt. Dieser Lichttester kann auch genutzt werden, um neue Glasfasern vor dem Verlegen auf der Rolle zu überprüfen, sowie um die richtige Zuordnung der Anschlüsse im Patchfeld zu kontrollieren.
Ein weiterer praktischer Tester ist der Live Fiber Identifier (LFI). Er erlaubt, das Lichtsignal an jedem beliebigen Punkt der Kabelstrecke zu prüfen, ohne ihn direkt an ein Faserende anzuschließen. Mithilfe eines einstellbaren Messkopfes, der für verschiedene Faserdurchmesser geeignet ist, erkennt der LFI das optische Signal durch den Fasermantel von außen und ermöglicht daher eine nicht invasive Faserprüfung. Auch lässt sich der LFI zu einem optischen Leistungspegelmesser (OPM) erweitern, um sowohl die absolute (dBm) als auch die relative (dB) Leistung eines Glasfaserkabels zu ermitteln.
VFL-Rotlichtquelle
Zu den einfachsten und doch vielseitigsten Glasfasertestern, die heute auf dem Markt erhältlich sind, gehört der Visual Fault Locator (VFL). Er speist ein sichtbares rotes Laserlicht in ein Ende der Glasfaser ein. Aufgrund der hohen Leistung zeigt der VFL „Leckstellen“ auf der Faser an, da der Techniker eventuelle Defekte an dem austretenden Licht erkennt.
Das Licht, das an einer Bruchstelle, einer Krümmung oder einer mangelhaften Steckverbindung austritt, scheint durch den Kabelmantel hindurch. Dieser Fasertester bietet sich insbesondere an, um Kabelfehler in Nähe von Verteilerschränken oder von Faserenden zu lokalisieren, die bei OTDR-Messungen nicht erkannt werden, weil sie in der „Totzone“ des Testers liegen. Auch erlaubt er, mangelhafte Steckverbindungen zu finden.
Vor dem Einsatz der VFL-Rotlichtquelle muss die Anschlussstelle, d. h. die Faserendfläche, gereinigt und deren Zustand mit einem Mikroskop geprüft werden. Anschließend wird sie über einen Universalanschluss direkt mit dem Steckverbinder der Glasfaser verbunden. Aufgrund der hohen Laserleistung dürfen Sie niemals mit bloßem Auge in das andere Faserende blicken.
Nach dem Einschalten füllt das VFL-Laserlicht den Faserkern aus und die Glasfaser kann auf Defekte untersucht werden. Das durch Faserbrüche austretende rote Licht ist sogar durch den Kabelmantel hindurch erkennbar. Allerdings kann ein schwarzer oder grauer Kabelmantel die Erkennbarkeit erschweren. Eine VFL-Rotlichtquelle bietet sich auch an, um den Faserdurchgang zu testen, den Verlauf der Glasfaser zu kontrollieren und eine bestimmte Glasfaser zu identifizieren.
Glasfasern mit einem OTDR testen
Ein optisches Zeitbereichsreflektometer (OTDR) ist der einzige, mit einer Lichtquelle ausgestattete Glasfasertester auf dem Markt, der den Betrag und den Ort von dämpfenden Ereignissen, wie Brüchen, Krümmungen und mangelhaften Verbindungen, präzise ermitteln kann. Im Unterschied zu anderen Tools, die die Dämpfung direkt messen, führt ein OTDR die Messung indirekt aus, indem es das zur Quelle zurückreflektierte Licht analysiert. Aufgrund der Rayleigh-Streuung kehrt ein kleiner Prozentsatz der eingespeisten Lichtleistung bedingt durch Kollisionen mit mikroskopisch kleinen Partikeln in der Faser zum OTDR zurück. Dieses zurückgestreute Licht wird analysiert, um die Position und die Intensität der dämpfenden Ereignisse auf dem optischen Pfad zu berechnen.
Ein OTDR einrichten
Ein OTDR ist ein leistungsstarkes Messgerät für entsprechend geschulte und erfahrene Techniker. Die meisten OTDRs bieten einen Autotest-Modus. Trotzdem ist es wichtig, die OTDR-Testparameter zu kennen, um das Gerät unter Berücksichtigung der Komplexität und Länge der optischen Strecke korrekt zu konfigurieren. Beispielsweise müsste bei einer zu testenden Glasfaser, die 100 km oder noch länger ist, wahrscheinlich eine größere Pulsbreite und ein größerer Messbereich eingestellt werden.
OTDR-Ergebnisse verstehen
Die meisten OTDRs zeigen die Messergebnisse in numerischer und grafischer Form an. Die Grafikanzeige umfasst im Allgemeinen ein Diagramm, in dem eine Kurve als Funktion der Entfernung in Abhängigkeit von der Leistung (dB) eingezeichnet ist. Diese Kurve informiert über den Dämpfungskoeffizienten (Steigung) der Glasfaser sowie über die Position und den Typ der zusätzlichen Dämpfungsquellen. Ein erfahrener OTDR-Bediener erkennt sofort die „Signatur“ gängiger Dämpfungsereignisse, wie von Spleißen und Krümmungen.
Einfügedämpfung der Glasfaser
Jeder Steckverbinder und jeder Anschluss in einem optischen Netz sowie das Glasfaserkabel erhöht die Gesamtdämpfung des Systems. Die Einfügedämpfung bezeichnet die Dämpfung (Verlust) der Lichtleistung zwischen zwei Punkten auf der Glasfaser. Der Wert wird in Dezibel (dB) angegeben. Der Parameter selbst wird gelegentlich auch einfach allgemein als Dämpfung des Glasfaserkabels bezeichnet.
Bei der Planung eines optischen Netzes wird ermittelt, in welcher Stärke das optische Signal am Empfangsende eintreffen muss. Anhand dieses Wertes werden dann der Sender, die Glasfaser und alle Komponenten entlang der Glasfaser sorgfältig ausgewählt, um diese geforderte Leistung jederzeit zur Verfügung stellen zu können. Mithilfe von Glasfasertestern wird geprüft, ob das bei der Planung berechnete Dämpfungsbudget eingehalten wird.
Das Dämpfungsbudget
Die Hersteller geben für ihre Kabel und Steckverbinder die Dämpfung im technischen Datenblatt exakt an, obwohl sie bei ihren Messungen für gewöhnlich hochwertige Referenz-Steckverbinder verwenden, um optimale Leistungsbedingungen zu schaffen. Um zu ermitteln, ob das Dämpfungsbudget überschritten wurde, werden als erstes diese spezifizierten Dämpfungswerte aller Komponenten auf der Glasfaser addiert.
Angesichts der stetig steigenden Bandbreitennachfrage in den modernen optischen Netzen wird es immer wichtiger, das Dämpfungsbudget einzuhalten. Die einzige Möglichkeit, sich darüber zuverlässige Gewissheit zu verschaffen, besteht in einer effektiven Glasfaserüberwachung und in effektiven Testverfahren, einschließlich mit Dämpfungsmessplätzen, zur Basiszertifizierung (Tier 1).
Glasfasertester unterscheiden sich in ihrer Komplexität und Funktionalität. Im Rahmen einer umfassenden Glasfaser-Testkombination bieten sie sich jedoch an, um Dämpfungen und Beschädigungen an optischen Netzen zu verhindern, zu erkennen und zu beheben.